Die Pelikan AG geht zurück auf eine um 1832 von dem Chemiker Carl Hornemann (1811–1896) bei Hannover gegründete Farben- und Tintenfabrik. Als offizielles Gründungsdatum wird der 28. April 1838 genannt, der Tag an dem die Geschäftstätigkeit aufgenommen wurde. Hornemann war der Sohn eines Zeichenladeninhabers und Zeichenlehrers am Hofe Königs Georg V. in Hannover. Auf seine Geschäftsidee kam Hornemann, weil zu seiner Zeit Künstlerfarben aus Frankreich und England eingeführt wurden.
Um 1860 beschäftigte der Betrieb rund 20 Arbeitskräfte, darunter einen Chemiker.
Die ersten Firmeninhaber
Familienwappen von Günther Wagner
1871 übernahm der bisherige Werksleiter, der Chemiker Günther Wagner (1842–1930), das Unternehmen und setzte 1878 den Pelikan, das Wappentier seiner Familie, als Markenzeichen des Unternehmens ein. Das Firmensymbol zeigte wie das Familienwappen einen Pelikan mit ursprünglich drei Jungen im Nest. Als der Firmeninhaber ein viertes Kind bekam, wurde die Zahl der Jungen auf vier erweitert. Um das Zeichen auch erkennbarer zu machen, wurde 1937 in einem Entwurf des Grafikers Oskar Werner Hermann Hadank die Zahl auf zwei Junge verringert. Seit 2003 zeigt das Markenzeichen nur noch ein Junges. Ab den 1880er Jahren expandierte das Unternehmen mit seinen mittlerweile rund 40 Beschäftigten. Dazu trugen vor allem die Geschäftsreisen des 1881 eingestellten Handelsvertreters Fritz Beindorff in das damalige Österreich-Ungarn bei, wobei er die Märkte Südeuropas und des Balkans erschloss. Beindorff wurde 1887 Prokurist, 1888 heiratete er die Tochter Günther Wagners Elisabeth. Seit 1895 war er durch Kauf Alleininhaber der Firma.
Die Angebotspalette des Unternehmens umfasste in den Anfangsjahren Studienfarben, Kinderfarben und Künstler-Wasserfarben. Ein weiteres Produkt war flüssige Tusche, die es vorher nur als feste Stangentusche gegeben hatte. Ab 1895 wurde das Sortiment zunehmend erweitert und umfasste neben der bis dahin produzierten Tinte auch weiteren Bürobedarf. 1898 wurde die Eisengallustinte „4001“ auf den Markt gebracht. Sie wurde als Dokumententinte in den nächsten Jahren zur meistverkauften Tinte der Welt, da sie nicht verblasste. Wegen ihrer Dokumentenechtheit wurde sie auch von staatlichen Behörden bevorzugt. 1904 wurde der bis in die 1960er Jahre gebräuchliche Papierklebstoff Pelikanol vorgestellt.
Die Firma Pelikan erwarb Patente für Füllfederhalter mit Festtinte des kroatischen Chemikers Slavoljub Eduard Penkala und 1925 das Patent des ungarischen Ingenieurs Theodor Kovács für den modernen Füllhaltern mit einem Differentialkolbensystem und begann 1929 mit der Produktion von Füllfederhaltern. 1929 wurde mit dem, später als Modell 100 bezeichneten Füllhalter, der erste Pelikan-Füllfederhalter als Kolbenfüllhalter präsentiert. Der Kolbenmechanismus sorgte neben dem größeren Tintenvorrat für gleichmäßigen Tintenfluss und Kleckssicherheit. Die Besonderheit war, dass die Tinte mit einem Differential-Schraubgetriebe aufgezogen wurde. Äußerliches Markenzeichen waren die grün marmorierte Binde und das teiltransparente Tintenfenster. Im gehobenen Preissegment erschien 1931 Pelikans erster Toledo-Füllhalter. 1938 beim Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen der Firma beschäftigt Pelikan 3.700 Menschen. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges beschäftigte das Unternehmen fast 5.000 Mitarbeiter und besaß Fabriken in vielen Ländern Europas sowie in Südamerika (Brasilien). Der Zweite Weltkrieg mit der allgemeinen Warenknappheit schränkte das Produktangebot stark ein und es wurden Ersatzprodukte angeboten. Durch den Arbeitskräftemangel wurden zunächst mehr Frauen beschäftigt, aber auch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Eine Kriegsfolge für das Unternehmen war, dass die im Ausland ansässigen Firmenniederlassungen durch Enteignung verloren gingen.
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Pelikan einen wirtschaftlichen Aufschwung und entwickelte sich zu einem führenden Unternehmen der Branche. Das war vor allem auf den 1950 eingeführten Pelikan 400-Füllfederhalter zurückzuführen, der als Stresemann bekannt wurde. Er hatte einen Schaft mit grün-/transparent gestreiften Binden. Die Benennung geht zurück auf die gestreifte Hose des Stresemann-Anzugs, der nach dem deutschen Außenminister Gustav Stresemann benannt ist. Füllfederhalter waren von nun an eines der bekanntesten Produkte der Pelikan AG. Neben der grün/transparenten Version existierte auch eine braun/schwarz/transparente Version, die auch heute noch sehr häufig auf Sammlerportalen angeboten wird. Dieser Füller wurde seit den 1950er Jahren immer wieder modifiziert und wird auch heute noch in stark veränderter Form angeboten. In den 1980er Jahren erweiterte Pelikan diese Serie weiter um den M600 und den M800 Füller und vereinigte diese Modelle zur sogenannten „Souverän“-Reihe, die sich vor allem an Kunden mit höchstem Schreibanspruch richtet. Preislich darunter anzusiedeln ist die Serie des M150 bis M250, die sich von der Souverän-Reihe vor allem dadurch unterscheidet, dass sie mit einer Edelstahlfeder ausgestattet ist. Schreibgeräte der „Souverän“-Reihe haben Bi-Color-Goldfedern in 14 (585) oder 18 Karat (750). Pelikan ist einer der wenigen Hersteller, der auch die Federn der Füllhalter noch selbst herstellen. In den 1990er Jahren wurde die „Souverän“-Reihe noch um das größte Modell M1000 ergänzt. Ebenfalls in dieser Zeit begann man mit der Produktion von begrenzten Auflagen.
1960 kam der Schülerfüller Pelikano auf den Markt. Anfang der 1970er wurde von Pädagogen unter Mithilfe von Pelikan die Vereinfachte Ausgangsschrift entwickelt, die teilweise in die Lehrpläne übernommen wurde.
1982 musste die Pelikan AG, die durch die massive Expansion ins Straucheln geraten war, Vergleich anmelden. 1984 wurde die Pelikan AG von der Condorpart AG mit Sitz im schweizerischen Zug übernommen und teilweise zerschlagen, ein Drittel der Belegschaft musste gehen. Die Pelikan AG war nun Teil der von der Schweiz aus agierenden Dachgesellschaft Pelikan Holding AG, die 1986 in der Schweiz an die Börse gebracht wurde. 1990 wurde der Mitbewerber Geha in Hannover übernommen und ein Teil der Produktion in deren Werke verlegt. 1994 wurde der Bereich Druckerzubehör in die eigenständige Pelikan Hardcopy ausgegliedert, die 1995 an das US-amerikanische Unternehmen Nucote verkauft wurde.
1994 wurde die gesamte Produktion aus Werken in Hannover in das Werk Peine-Vöhrum verlagert, wo bereits seit 1973 die Schreibgeräte hergestellt wurden. Dadurch gingen 1.100 Arbeitsplätze verloren. Das Werksgelände in Hannover wurde ab 1993 in das Pelikanviertel umgewandelt, ein gehobenes Viertel mit Eigentumswohnungen, Restaurants, Hotel und Geschäftsräumen. 2003 verließ auch die Unternehmensverwaltung das Pelikan-Viertel und bezog Neubauten unweit des Mittellandkanals.
1996 übernahm das malaysische Unternehmen Goodace SDN BHD (das nunmehr als Pelikan International Corporation Berhad firmiert) die Aktienmehrheit an der Pelikan Holding. Im Januar 2007 übernahm die Pelikan Holding wieder die im Jahr 1994 ausgegliederte Pelikan Hardcopy Holding und die German Hardcopy AG. 2010 übernahm Pelikan International Corporation Berhad (PICB) mit Sitz in Puchong, Selangor in Malaysia den Schreibwarenhersteller Herlitz einschließlich des Logistikzentrums Falkensee und übertrug dessen Schreibwarengeschäft zum 1. März 2014 an Pelikan.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Pelikan_(Unternehmen) - Auszüge mit Stand: 07.11.2014
Für einen interessanten Austausch die Foren: Penexchange (deutschsprachig) oder The Fountain Pen Network - FPN (englischsprachig).